Die 10 größten Fehler fortgeschrittener Fotograf*innen
Gebt es zu: Wenn Ihr im Internet auf einen Artikel mit der Überschrift: „Die zehn häufigsten Anfängerfehler beim Fotografieren“ stoßt, dann lest Ihr ihn in der Hoffnung, keinen davon mehr zu machen und Euch nach dem Lesen gut zu fühlen. Das funktioniert auch meistens.
Aber welche Fehler macht man, wenn man längst über das Anfängerstadium hinweg ist?
Was sind nun die Fehler, die Fortgeschrittene machen? Zugegeben, zwischen Anfänger und Meister liegt die längste Strecke, und wie sich jeder entwickelt, ist höchst unterschiedlich. Manchmal macht man über Jahre hinweg einen bestimmten „Anfängerfehler“, während man in anderen Punkten schon zu Beginn des Fotografierens gut unterwegs war. Das hängt immer damit zusammen, wie man in die Fotografie eingestiegen ist und wie man sich in ihr weiterentwickelt. Daher ist diese Liste – wie jede andere – ein wenig willkürlich und subjektiv.
1. Fotografie-Fehler: nicht in RAW fotografieren
Ja, die jpgs sehen besser aus als die RAW-Dateien. Ja, die kamerainterne Bearbeitung ist vom Hersteller optimal auf die Kamera abgestimmt und die Ergebnisse sind in der Regel toll. Ja, wenn man Urlaubsfotos macht, kann man sich Wochen der Nachbearbeitung sparen, wenn man jpgs hat. Aber: Die meisten Kameras erlauben, beide Dateiformate zu speichern, dann hat man die jpg-Dateien, wenn es schnell gehen muss. Auf die RAW-Bilder sollte man aber nie verzichten. In der Nachbearbeitung lassen sich nur aus den RAW-Daten noch die letzten Bildinformationen herauskitzeln und das Bild „machen“, also die Entscheidung über sein Bild selbst zu treffen. Denn so gut die jpg-Umwandlung der Kameras auch sein mag: Sie ist niemals individuell.
Darüber hinaus gibt es einen zweiten guten Grund, seine Fotos in RAW zu erstellen: Wer im Besitz der RAW-Datei ist, kann sich im Zweifelsfall ganz schnell als Urheber eines Fotos legitimieren.
2. Fotografie-Fehler: Bilder nicht bearbeiten.
Ja, es gibt die Menschen, die sagen, ein Fotograf muss so arbeiten, dass das Bild mit dem Drücken des Auslösers fertig ist. Und tatsächlich: Das Foto sollte zumindest in seiner Komposition ein perfektes Bild geben. Bei Portraits sollten Kleidung und Haare schon vor dem Auslösen optimal sitzen und so oft korrigiert werden, bis es passt. Die Zeit, die man in der Bildbearbeitung für schlecht sitzende Haare und Kleidung aufwenden muss, steht in keinem Verhältnis dazu, Bürste und Haarspray einzusetzen und das Hemd zurechtzuziehen. Aber niemand sollte auf die Idee kommen, das Endergebnis der Kamera zu überlassen. Fotos nicht zu bearbeiten – Weißabgleich, Höhen, Tiefen und Mittelwerte, Kontrast und Schärfe –, ist schlicht absurd. Natürlich soll man seine Bilder bearbeiten, bis sie so aussehen, wie man sie in natura empfunden hat bzw. sie haben will. Bis der Horizont gerade ist und kleine Fehler ausradiert sind. Bis der Bildlook genau dem entspricht, den man haben will. Die Bildbearbeitung im Grundsatz (und wir reden jetzt nicht über Fehler, Unvermögen oder geschmackliche Abscheulichkeiten) zu verteufeln, kann nur die Ausrede von Menschen sein, die sich die Arbeit nicht machen wollen, Bildbearbeitung zu erlernen, und daher aus Unkenntnis sprechen. Aber dagegen lässt sich ja etwas unternehmen …
3. Fotografie-Fehler: Einstellungen nicht zurücksetzen
Ein Klassiker, der einem auch nach Jahren immer wieder passieren kann. Zumeist hat man eine „für alle Fälle“-Einstellung an seiner Kamera, sagen wir mal Auto-ISO, Blendenvorwahl mit Offenblende und Single-Autofokus, um für Schnappschüsse gewappnet zu sein. Dann ändert man seine Einstellungen für eine konkrete Situation – und vergisst dann, alles wieder auf Standard zu setzen. Blende, Verschlusszeit und ISO hat man zumeist noch im Blick, aber gemein wird es, wenn man auf manuellen Fokus umgestellt hat und beim nächsten Projekt im Eifer des Gefechts nicht bemerkt, dass das Fokussiergeräusch ausbleibt …
Und wo wir schon beim Technischen sind: Manche Fehler passieren einem in allen Phasen der Fotografenkarriere: Akku vergessen, falsche Objektive einpacken, falsches Outfit wählen. Das ist normal.
4. Fotografie-Fehler: Bilder nicht auf dem Display kontrollieren
Der Blick durch die Kamera und der Blick aufs Display unterscheiden sich nicht in dem, was zu sehen ist, sondern darin, was man wahrnimmt. Wenn man durch die Kamera blickt, verliert man schnell die Ränder aus dem Blick bzw. verzieht die Kamera beim Auslösen noch ein Stückchen. Wenn man sich angewöhnt, nach jedem Foto das Ergebnis zu überprüfen, entwickelt man schnell einen guten Blick für die Fehler im Bild: Abgeschnittene Bildelemente (auch Schatten!) sieht man auf Anhieb, aber auch Dinge, die nicht ins Bild gehören, die einem zuvor aber nicht aufgefallen waren, und die nur schwer wegretuschiert werden können.
Der Blick ins Display bedeutet auch, das Bild in die 100 %-Ansicht zu ziehen, um die Schärfe beurteilen zu können. Dabei würde dann auch auffallen, wenn man (siehe Fehler 3) den Aufofokus abgeschaltet hatte …
5. Fotografie-Fehler: nicht mit Stativ arbeiten
Ein gutes Stativ gehört zu den essentiellen Ausstattungsgegenständen eines Fotografierenden. Zum einen braucht man es für Belichtungszeiten, die aus der Hand nicht zu halten sind, und vielleicht auch für Positionen, in die man sonst nicht kommt. Aber abgesehen von diesen technischen Notwendigkeiten, lehrt einen ein Stativ, präzise und überlegt zu arbeiten. Es ist eine hervorragende Übung, eine gewisse Zeit grundsätzlich mit Stativ zu arbeiten. Zum einen überlegt man sich, ob das Motiv es wirklich lohnt, das Stativ aufzubauen. Man macht also schon mal eine Menge Bilder nicht. Bei allen anderen wird man mit Ergebnissen belohnt, die deutlich besser komponiert sind, als „mal eben aus der Hand“. Man wird überlegter arbeiten und das Motiv schon vor dem Auslösen überprüfen und sich korrigieren.
6. Fotografie-Fehler: den Blitz verteufeln
Okay, den internen Blitz kann man in der Regel komplett vergessen. Profi-Kameras verzichten daher auf ihn. Für den Systemblitz und andere Beleuchtung gilt aber, was zum Thema Bildbearbeitung geschrieben wurde: Diejenigen, die die „Available-Light-Monstranz“ vor sich hertragen, benutzen sie in der Regel als Schutzschild, um fehlendes Wissen und Können zu verbergen. Das Thema Licht – und damit auch die Verwendung eigener Lichtquellen – ist der Dreh- und Angelpunkt der Fotografie. Licht macht aus einem Feld einen Sehnsuchtsort, aus einem „Passfoto“ ein geheimnisvolles Portrait. Wer nicht nur mit dem Licht arbeitet, das schon vorhanden ist, sondern nach eigenen Vorstellungen Licht ergänzt und einsetzt, ist ein Fotograf im Wortsinn, jemand, der mit Licht malt. Dass die ersten Versuche zumeist scheußliche Ergebnisse liefern, spricht ja nicht gegen den Blitz, sondern sollte zum Üben ermuntern. Zum Beispiel bei uns im Blitzkurs.
7. Fotografie-Fehler: keinen eigenen Stil finden
Den eigenen Stil entwickelt man im Lauf der Zeit. Aber nur, wenn man systematisch an sich und seinen Motiven arbeitet. Zunächst werden andere diesen Stil entdecken, indem sie einem die Bilder korrekt zuordnen können. Beim Vergleichen mit anderen Fotos kann man seine Eigenheiten dann auch selbst erkennen. Nun muss man diese kultivieren, charakteristische Elemente noch weiter ausbauen und vor allem bei der Auswahl und Präsentation der Bilder alle weglassen, die diese klare Handschrift nicht tragen.
8. Fotografie-Fehler: stehenbleiben
Klar, man entwickelt Schwerpunkte und Vorlieben. Und daraus, siehe Punkt 7, seine Handschrift. Doch reicht es nicht, an diesem Punkt zu verharren: Man muss sich weiterentwickeln. Neue Techniken zu lernen und andere Sujets zu fotografieren ist der eine Teil, daraus aber auch den eigenen Stil immer wieder zu erneuern, ist der andere Teil der Entwicklung. Bei allen bedeutenden Künstlern ist eine Entwicklung zu erkennen, Phasen, in denen bekanntes Terrain verlassen wurde. Man muss damit nicht unbedingt sofort nach außen treten, sondern kann mit dem Bewährten seine „Marke“ etablieren, aber hinter den Kulissen sollte Neues erprobt werden. Und sei es nur, damit einem die Fotografie nicht plötzlich langweilig wird.
Dazu gehört in der Fotografie auch, seinen Fokus von der Technik zu nehmen und sich den Inhalten und den künstlerischen Aspekten zuzuwenden. Wer sich darauf beschränkt, seine Aufnahmen technisch immer besser zu machen, wird dennoch nicht zu guten Bildern kommen, sondern nur zu einer verfeinerten Version allseits bekannter Fotos.
9. Fotografie-Fehler: nicht in Equipment investieren
Das ist der Gegenpol zum klassischen Anfängerfehler, bei dem die Anschaffungen zum Spaß gehören und für man sich regelmäßig Häme abholt: „Erst mal die Möglichkeiten der Kamera ausreizen“, heißt es dann, oder „weniger für die Hardware ausgeben, sondern in Reisen und Weiterbildung investieren“. Und das stimmt auch. Ehe man seine erste Kamera nicht im Schlaf bedienen kann, weiß, welche Einstellungen für welches Ergebnis verantwortlich sind, und ein Foto auch inhaltlich komponieren kann, sollte man vor die Tür gehen und fotografieren, statt sich in Testcharts von Objektiven zu vergraben. Häufig wird ja der Vergleich zum Kochen gezogen, dass ein guter Koch auch mit schlechten Töpfen ein wunderbares Gericht zaubern könne. Trotzdem finden sich in der Küche eines Profis die teuersten Messer, etliches Spezialgerät und ausgefallene Zutaten. Irgendwann wird es also Zeit, die Dinge anzuschaffen (kaufen, mieten oder leihen), die man für seine Bildideen braucht. Dann spricht auch nichts dagegen, sich regelmäßig die neueste Kamera zu kaufen, denn auch dort gibt es stets Verbesserungen, die auf die Bildqualität durchschlagen.
10. Fotografie-Fehler: nicht in Museen gehen
Museen, Galerien, Bücher, natürlich auch das Internet, das sind Quellen der Inspiration. Kunst lebt von der Innovation, davon, sich von allen anderen abzusetzen. Das muss nicht den eigenen Geschmack treffen, schon alleine die Begeisterung dafür, dass jemand eine Idee hatte und diese umgesetzt hat, ist ein enormer Antrieb. Es spricht nichts dagegen, eine Anregung aufzugreifen und zu adaptieren. Vielleicht entsteht daraus eine weitere Idee, ein ganz anderer Ansatz.
Die Auseinandersetzung mit Künstlern und deren Wirkung auf einen selbst, das Nachdenken über Fotos, das Betrachten, das länger als einen Mausklick oder ein Fingerwischen dauert, all das wirkt sich auf die eigene Fotografie aus. In Museen empfiehlt es sich, die Führungen mitmachen, und in Galerien, die Galeristen erzählen zu lassen. Gerade bei Letzteren erfährt man eine Menge nicht nur über den Künstler und sein Werk, sondern auch über Trends und die Stories, mit denen die Werke verkauft werden.
Wer wissen will, was in diesem Moment ausgestellt ist, findet die Antworten hier.
Antje Terhaag
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